Den Drahtesel ins Rollen gebracht, folgte ich dem Fluss Luhe. Ziel dieser Tour war das Wasserschloss in Winsen/Luhe, die Luhegärten und ein Rundumblick durch die Stadt, den ich bei einer Tour vergangenen Jahres nicht machte. Damals war die Sehnsucht nach der Elbe zu groß. Da fuhr ich nur durch die Stadt, was viel zu schade war.
Nebenbei wollte ich die restlichen Stationen des Fischotter Lehrpfades entdecken. Das verrate ich dir weiter unten, ob ich sie gefunden habe.
Fahrradfreundlicher Bahnhof
Wer nun von Süden kommend in die Stadt fährt, kommt unweigerlich am Bahnhof vorbei. Ein geschicktes Radwegenetz führt die Fahrradfahrer unter einem Tunnel durch und es macht Spaß an den Wegen entlangzuradeln. Am Bahnhof sah ich mich nach den Absperr- und Einstellmöglichkeiten um. Diese findet man am nahegelegenen Parkplatz und unmittelbar am Bahnhofsvorplatz. Auch abschließbare Boxen, die man extra anmieten kann.
Will man den Umstieg auf das Fahrrad weiter forcieren, sind zusätzliche Stellplätze nötig. Wie ich auf der Facebook Seite „Winsen Luhe – meine Stadt“ mitbekomme, ist die Fahrradfreundlichkeit und auch die Müllvermeidung immer wieder ein Thema, über das man berichtet.
Zumüllen ist uncool
Niemand lebt gerne in einer Umgebung oder im häuslichen Umfeld, in dem Müll zu sehen ist.
Nach der kleinen Besichtigungstour am Bahnhof radelte ich ins Zentrum und stand erstaunt auf dem Winsener Schlossplatz vor dem Marstallgebäude.

Eine Gruppe aus Bronzefiguren war kunstvoll eingehüllt in Plastik. Das hatte wahrlich nichts mehr mit dem Ursprung der Figuren zu tun. Sie zeigen eine Szene aus dem Märchen „Die goldene Gans“ nach den Gebrüdern Grimm.
Dafür war die Plastikdeko Mittel zum Zweck für die Aktion „Müllen ist ansteckend“. Wofür die Stadt ein Projekt mit der Bäckerei Soetebier startete: Müll einsammeln und kostenfrei frühstücken. Mehr zu dieser Aktion liest man auf der eigenen Website Sauberhaftes Winsen.
Wasserschloss in Winsen / Luhe – eine fotogene Ruheoase

Angrenzend an den Marstall kommt man zu dem Eingang der Luhegärten. Bevor ich dorthin fuhr, sah ich mich in der Tourist-Information Winsener Elbmarsch um. Holte mir weitere Ideen für die nächsten Radtouren an die Elbe. Neben der Tourist-Information sind ein Heimatmuseum, die Stadtbücherei und ein Veranstaltungsraum vor Ort und laden ein zu verweilen.

Das Amtsgericht hat seinen Sitz im Wasserschloss. Für Besichtigungen ist das Schloss allerdings nicht geöffnet.

Die Luhegärten – ein Paradies für Blumenfreunde
Die Stadt Winsen schloss eine umfangreiche Altstadtsanierung im Jahr 1982 ab. Dabei entstanden viele Grün- und Naturflächen.
2006 fand die 3. Niedersächsische Landesgartenschau statt. Das Motto lautete „Eine blühende Fantasie“. Auch heute noch nutzt man das Gelände für regelmäßig stattfindende Veranstaltungen. Ob zum Tulpenfest im Frühjahr, die Dahlientage im Herbst, die Luhegärten bieten Erholung und Entspannung auf barrierefreien Wegen für Jedermann und Jederfrau. Sportlich Aktive oder Kinder nutzen „Luhis Lagune“, ein Spiel- und Sportpark. Berufstätige sitzen mit Pausenbrot genüsslich zur Mittagspause am See des Wasserschlosses. Andere feiern einen privaten Anlass mit einem Gläschen Prosecco auf der Parkbank. Es gibt viele Möglichkeiten, die grüne Oase der Stadt zu genießen.


An der Luhe paddelten junge Menschen mit ihrem Kanu zum nächsten Steg. Der Blick fiel am Ende der Fußgängerbrücke auf eine bunte Blumenwiese. Und was ich dann sah, überraschte mich. Ich war an der ersten Station des Fischotter-Lehrpfades angekommen. Nun wusste ich schon mal, wo die Nummer 1 ist.
Die Stationen mit den Nummern 7 – 10 kannte ich auch. Diese findet man am Luheverlauf von der Oldendorfer Totenstatt bis Luhmühlen. Ausschau hielt ich an der Luhe immer wieder nach den anderen Stationen, vermutlich liegen diese gut versteckt. Sicher finde ich die mir noch fehlenden Stationen, die 2. bis zur 6. Station, auf einer anderen Tour.

Die vergebliche Suche nach dem Fischotter setzte sich an anderer Stelle fort. Ich hielt im Stadtzentrum immer wieder Ausschau nach dem Blaufärberhaus. Seine reich verzierte Fassade ist ein beliebtes Fotomotiv. Zugänglich ist das Hauses allerdings nicht.
Nach meinem Spaziergang durch die Luhegärten machte ich einen Abstecher zur Luhe und der Luhestraße. Hübsch sahen die Häuser am Fluss mit den Blumenkästen und den Verzierungen aus. Direkt an dieser Stelle müsste auch das Blaufärberhaus sein … ???

In dem Moment als ich wieder daran dachte, war ich mit Fotografieren beschäftigt. Plötzlich fiel der Rucksack zu Boden. Andernorts sprachen Leute laut zueinander und ich war abgelenkt. Alles zusammengepackt schob ich mein Fahrrad in Richtung St. Marien-Kirche durch die Marktstraße. Noch in Gedanken an das laute Gespräch der Menschen vergass ich unterdessen mein eigentliches Suchen nach dem Blaufärberhaus. Einige Ecken um den Block, kurz vor der Ringstraße, kam es mir wieder und ich ging wenige Meter zu einem Parkplatz nahe eines Gesundheitszentrums und suchte weiter. Die Häuser am Straßenrand sahen auch alle schön hergerichtet aus. Doch das Blaufärberhauses fand ich an diesem Tag nicht mehr. Aber: Ich komme wieder! Dann finde ich es garantiert, die hübsch bemalte Giebelfassade aus der Zeit der Renaissance.
Abstecher über Lüneburg
Langsam kam der Moment, wo man an den Heimweg denken muss. Die gleiche Strecke wieder zurückradeln? Nein, mich lockte der Radweg zur nahegelegenen Salzstadt Lüneburg. Dieser führte über kleine Ortschaften wie Radbruch und Ochtmissen. Ein schön gestalteter Rastplatz mit zwei Fahrrädern lockte zum Ausruhen.

Arche-Park in Lüneburg
Über Bardowick kam ich Lüneburg näher. Im Stadtteil Ochtmissen fuhr ich auf einer langen Straße und las plötzlich das Hinweisschild „Arche-Park Lüneburg“. Diesen wollte ich schon lange besuchen. Gut, dass ich genau diese Strecke über Lüneburg zurück nach Amelinghausen fuhr! Einige Tiere sah man auch in den Freigehegen.

Erst durch meine Radtour an die Elbe Anfang Juni lernte ich mehr über die Arche-Region kennen. Die Region setzt sich für den Erhalt der alten Haustierrassen und die Kulturlandschaften ein. Näher und detaillierter kann man das im Archezentrum Amt Neuhaus für das Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue erfahren.
Darüber berichtete ich auch im Erlebnisbericht zur Radtour im Juni 2019 an die rechtselbische Seite.
Nach Tierbeobachtungen im Arche-Park Lüneburg trippelte ich los für die letzten Kilometer zum Herzstück der Stadt, zum Marktplatz und dem schönen Rathaus.
Mit einem letzten Kaffee radelte ich in der Abendsonne die restlichen Kilometer zurück ins Heidedorf Amelinghausen.
Meine Eindrücke
Winsen/Luhe ist eine lebendige, lässige und gemütliche Stadt südöstlich von Hamburg und nordwestlich von Lüneburg. Mit Backsteinbauten, schicken Einkaufsstraßen, Cafés und Lokalitäten für ein leckeres Eis zwischendurch oder einen Lunch. Der Stadtbesuch lohnt sich für einen Tagesausflug oder länger, um die Region an der Elbe, der Elbmarsch, nahe dem Seevetal und bis nach Bleckede zu erkunden.
Eine erlebnisreiche und faszinierende Rundtour von rund 74 km führte mich zu der Stadt Winsen/Luhe. Winsen liegt nahe der Elbe und ist ein idealer Standort für Ausflüge, zum Arbeiten, für Natur- und Blumenliebhaber. Naturbeobachtungen sind während der gesamten Strecke möglich. Mit wenigen Ausnahmen fuhr ich immer auf gut ausgebauten Radwegen.
Wer die gesamte Strecke sehen mag, mit meinen rechts / links ausufernden Abwegen auf der Suche nach dem Fischotter an der Luhe, der findet die Tour auf komoot.