Die Mühlenstadt Gifhorn begrüßt Gäste aus einer besonderen Perspektive. Windmühlen vom Internationalen Mühlenmuseum stehen am nordöstlichen Stadtrand, und so, als würden die Windflügel winken. Das ist ein unvergesslicher Anblick!
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Punkt 14 Uhr stand mein Fahrrad am Gifhorner Marktplatz und zu Füßen der St. Nicolai-Kirche.

Nach der erlebnisreichen Radtour vom Landkreis Lüneburg besuchte ich das Internationale Mühlenmuseum. Am zweiten Tag stand ein Ausflug an zum Otterzentrum Hankensbüttel, eine Rundtour durch Gifhorn und die Rückfahrt nach Hause.
Die zweitägige Radreise ermöglichte Einblicke in die Welt der Wasser- und Windmühlen, das Leben der Fischotter und seiner Artgenossen. Das Entdecken und Erleben der Natur aus der Perspektive vom Fahrradsattel lag nah beieinander.
Schwerpunkte im ersten Beitrag sind die Mühlenstadt Gifhorn und sein Mühlenmuseum, sowie kleine und große Radabenteuer auf der Hinfahrt. Mehr zum Otterzentrum Hankensbüttel und von den Sehenswürdigkeiten auf der Rückfahrt erfährst du im zweiten Beitrag.
Inhalt
Radtour Landkreis Lüneburg – Ebstorf – Uelzen – Gifhorn (inkl. GPS-Daten)


Radfreunde mögen sie, die Mühlenstadt Gifhorn
Nach den ersten Blicken zum Mühlenmuseum am Stadtrand fallen beim Einradeln in die Innenstadt das historische Fachwerk und die roten Klinker auf. Zentral um den Marktplatz finden sich in wenigen Schritten schon viele Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel das Schloss Gifhorn, das Alte Rathaus mit der historischen Fachwerkfassade oder die schottische Hochzeitsmühle „Lady Devorgilla“, die nur ihre Flügel dreht, wenn ein Hochzeitspaar sich das Ja-Wort gibt.

Ein bunter Mix aus Cafés, Restaurants und Einzelhandel machen die Fußgängerzone sympathisch und abwechslungsreich.

Fahrradfreunde starten Radtouren an der Ise oder der Aller in das Umland mit seinen unvergleichlichen Heidelandschaften. Der AllerHoheit-Radweg, der Aller-Radweg oder der Weser-Harz-Heide-Radfernweg sind nur einige, neben dem Otter-, Heideradweg oder dem Naturlehrpfad Winkel, rund 5 km vom Zentrum entfernt. Auch Hermann Löns, der Heidedichter, war vom „Winkel“ angetan und verbrachte dort eine Weile für seine Aufzeichnungen. Ihm zu Ehren errichtete man ein Lönsdenkmal.
Mein Tipp: Frag in der Tourist-Info nach der Radwanderkarte durch die Südheide, 3. Auflage Sommer 2020, Verlag Esterbauer. Im Voraus sah ich mir darin die Radwege ab Uelzen kommend und rund um Gifhorn genauer an. Dabei musste ich feststellen, in der Südheide könnte ich jetzt eine Woche lang mit Fahrrad so viele Radwege entdecken …
Die Kleinstadt mit ihren rund 42000 Einwohnern versprüht einen angenehmen Charme und das Umland ist fahrradfreundlich und sehenswert. Da könnte ich noch einmal „Wiederholungsradfahrerin“ werden und ein zweites Mal ins Mühlenmuseum radeln.

Das Mühlenmuseum Gifhorn
Niedersachsen hat das höchste Vorkommen an Wind- und Wassermühlen. Da ist ein Besuch im Mühlenmuseum Gifhorn natürlich ein „Muss“!
Auf einem ehemaligen Überschwemmungsgelände mit rund 15 Hektar stehen die Nachbauten von Wind- und Wassermühlen. Weitere historische Gebäude gehören zum Mühlenpark, eine russisch-orthodoxe Holzkirche, der Glocken-Palast, die Europäische Freiheitsglocke, ein Dorfplatz mit Brunnen und ein Restaurant.

Museumsgründer Horst Wrobel leitet das gesamte Areal, das sich aus privaten Mitteln, bzw. aus den Eintrittsgeldern finanziert. Mit großer Leidenschaft ist neben Wrobel ein ganzes Team aus Mitarbeitern beschäftigt und bestrebt, auch zu besonderen Zeiten den Besuchern ein Museumserlebnis zu bieten.
Den stellvertretenden Museumsleiter Philipp Oppermann traf ich bei meinem Rundgang. Er erzählte, „es war eine große Umstellung für uns, die Auflagen zur Vermeidung von COVID-19 umzusetzen. Manches war nicht einfach, aber wir sind froh, den Besuchern in der aktuellen Zeit einige schöne Stunden auf dem Museumsareal bieten zu können. Eine Zeitreise durch verschiedene Länder mit spannender Mühlentechnik.“

Seit 1980 besteht der Park mit Wind- und Wassermühlen aus Griechenland, Portugal, Ukraine, Mallorca, Frankreich, Ungarn, Tirol, Korea, Serbien, Russland, sowie aus mehreren deutschen Bundesländern. 50 Mühlenmodelle aus 23 Ländern mit Arbeitsgeräten und interaktiv aufbereitetem Anschauungsmaterial findet man im Ausstellungsgebäude.


Das Außengelände ergänzt ein Brot-, Trachten- und Speicherhaus, sowie niederdeutsche Hallenhäuser am Brunnen beim Dorfplatz. Zeit zum Rasten und Verweilen bitte beim Besuch einplanen. Aber auch zum Verkosten oder zu einer gemütlichen Brotzeit.

Wer einmal durch den Eingang und einige Schritte an der Berg-Holländerwindmühle vorbei ging, der entdeckt ein ganz besonderes Ensemble in weiterer Entfernung. Es ist der Glocken-Palast, der im ersten Moment nichts mit Mühlen zu tun hat. Ihn kann man auch außerhalb des Museumsgeländes begehen.

Auf den zweiten Blick erkennt man aber doch die Verbindung. Mit „Natascha“, der ukrainischen Windmühle, hat es 1988 begonnen. Zwischen Horst Wrobel und dem serbisch-orthodoxen Bischof Lavrentije entstand zur Zeit des Mühlenbaus eine Freundschaft.
Ehrengast Michail Gorbatschow besuchte bei einem Kongress das Mühlenmuseum und damals goss man eine Glocke für St. Petersburg.
Zu einem späteren Anlass kam unter anderem auch Wladimir Putin auf das Mühlengelände, um die Glocke für St. Petersburg in Empfang zu nehmen.
Horst Wrobel setzt sich für den Erhalt von historischem Kunst- und Kulturgut ein. Gemeinsam mit Freunden und Förderern legte man den Grundstein für das Europäische Kunsthandwerker-Institut. Das Institut ist eine Brücke zwischen Ost und West. Dafür gründete man den gemeinnützigen Verein Die Brücke e. V.
Sinnbildlich steht dieser für die Völkerverständigung zwischen Ost und West. Die Initiative verbindet Wissen aus dem Westen und die Kunst und Kultur aus dem Osten. Schirmherr wurde Michail Gorbatschow.
Nach 16-jähriger Bauzeit bekam das Europäische Kunsthandwerker-Institut seinen endgültigen Namen, den Glockenpalast. Das Zitat von Albert Schweitzer und Albert Einstein – die Ehrfurcht vor dem Leben – zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Internationalen Mühlenmuseums.
Eine Statue von Albert Schweitzer steht vor dem Glocken-Palast auf. Gemeinsam mit dem Einheitsdenkmal „Europäische Freiheitsglocke“, anlässlich der Wiedervereinigung Deutschland, symbolisieren diese Bauwerke den Friedens- und Versöhnungsgedanken.

Zu einem letzten bedeutenden Bau möchte ich zu einer Exkursion einladen, und zwar zur russisch-orthodoxen Holzkirche des Heiligen Nikolaus. Sie steht auf dem Mühlengelände und ist ein Abbild einer Kirche aus Zentralrussland. Ursprünglich stand so eine Holzkirche im Dorf Kosljatjewo. Sie wurde später in das Freilichtmuseum nach Susdal umgesetzt. Ein Abbild der Holzkirche steht am Museumsgelände in Gifhorn. Auch sie steht für die Versöhnung zwischen Deutschland und Russland.

Im Ausstellungsgebäude findest du wunderschön filigran hergestellte Wind- und Wassermühlen. Hier ein paar Eindrücke …



Hotel Deutsches Haus
Für eine Übernachtung lernte ich das Hotel Deutsches Haus kennen. Es liegt zentral in der Innenstadt von Gifhorn. Mit PKW und Fahrrad sehr gut erreichbar und etwa 200 m vom Marktplatz entfernt.


Frühmorgens startet der Gast in den Tag am Frühstücksbuffet bei frischgebrühtem Kaffee oder feinem Tee. In den modernen und behaglich gestalteten Zimmern träumt man von den Tageserlebnissen und in Vorfreude auf den nächsten Tag. Freundlich und bemüht half das Hotelpersonal bei Fragen und Wünschen umgehend weiter. Der aktuellen Corona-Situation und den Anforderungen geht die Hotelleitung und das Servicepersonal mit Sorgfalt nach.


Radstrecke Landkreis Lüneburg nach Gifhorn
Kurz vor 7 Uhr saß ich am Fahrradsattel und trippelte an Feldern vorbei. Die Sonnenstrahlen zauberten schöne Licht-Schatten-Motive.

Vor Uelzen stoppte ich für ein Foto am Kloster Ebstorf. Es ist eines der sechs Heide-Klöster der Lüneburger Heide.

In Uelzen stellte ich fest, dass ich noch nie den Marktplatz sah. Schon oft mit Zug am Hundertwasserbahnhof gestanden oder durchgefahren, nutzte ich die Gelegenheit und radelte etwas gemütlicher durch die Rad- und Erlebnisregion Uelzen.

Nach gut 40 km kam ein kleines Ilmenau-Abenteuer.

Für rund 45 Minuten war ich an der Ilmenau, der Gerdau (einem Zufluss zur Ilmenau) und inmitten urwüchsiger Natur. Neben Fingerhut am Wegesrand, überwachsenen Wegen, schob ich mein Rad durch dichte Wiesen und ließ mir die Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen.

Nicht ganz so hatte ich mir den Ilmenau-Radweg an diesem Abschnitt vorgestellt, aber unvergesslich bleiben diese Momente. Dank der Komoot App fand ich zügig wieder aus dem Dickicht und auf den Radweg in Richtung Holdenstedt. Dort radelte ich am Schloss Holdenstedt vorbei.
Bei Breitenhees kam ich auf eine rund 8 km lange Radstraße linkerhand von der B4 bis Sprakensehl.

Ab Sprakensehl nahm ich die Landstraßen durch Masel, Riepke und Wesendorf in die näherkommende Mühlenstadt Gifhorn. Zuletzt trippelte man auf einem Radstreifen bequem zu den Mühlen.
-> Zu den GPS-Daten der Tour Landkreis Lüneburg – Uelzen – Gifhorn Mühlenmuseum
-> Zum Tourguide mit Fotos aus dem Otterzentrum Hankensbüttel
Ein erster Tag in der Südheide und das traumhafte Wetter füllte alle Fahrradgene mit Freude auf. „Cycling-Girl, was willst du mehr!?“
Deutschland hat hier ein schönes Stückchen Erde.
Infos zur Radreise
Mühlenmuseum Gifhorn
Internationales Wind- und Wassermühlen-Museum
Bromer Straße 2
38518 Gifhorn
Telefon +49 5371 55466
E-Mail office@muehlenmuseum.de
Hotel Deutsches Haus
Torstraße 11
38518 Gifhorn
Telefon +49 5371 8180
E-Mail info@deutsches-haus-gifhorn.de
Web www.deutsches-haus-gifhorn.de
Touristinformation Südheide Gifhorn GmbH
Marktplatz 1
38518 Gifhorn
Telefon 05371 937880
E-Mail info@suedheide-gifhorn.de
Offenlegung: Der Foto-Erlebnisbericht spiegelt meine persönlichen Erfahrungen wieder. Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Südheide Gifhorn GmbH – vielen Dank für die sehr gute Zusammenarbeit!