Der Lockruf eines Vogels durchzog die Stille der weiten Ebene der Kyritz-Ruppiner Heide.
Mein Blick schweifte vom Sielmann Hügel in Richtung Rheinsberg, nach Neuruppin und nach Wittstock/Dosse. Vom oberen Plateau des Aussichtsturmes nahm ich die Dimensionen des Naturparks in Brandenburg zu einem Bruchteil wahr. Denn die Kyritz-Ruppiner Heide (auch Wittstock-Ruppiner Heide genannt) umfasst eine Gesamtfläche von mehr als 12.000 Hektar. Sie ist eine der größten zusammenhängenden Sandheiden in Nordostdeutschland im Land Brandenburg.

Anfang August erste Heideblüten
Frühmorgens wanderte ich vom Wanderparkplatz nahe Pfalzheim los. Als ich die erste Wegbiegung durch Mischwald hinter mich ließ, sah ich sattgrüne Heidebüsche am Wegesrand. Steinmännchen und Holzpfosten mit roter Umrandung markierten den Wanderweg.

Mein geübtes Heideauge erspähte erste Heideblüten. Die Büsche der Besenheide (Calluna vulgaris) öffneten die Knospen.
Schlendernd setzte ich den Weg fort. Aber Moment, hier noch ein Foto und diese Perspektive wollte auch noch eingefangen werden. Die Sonnenstrahlen streichelten zwischen kleinen Wölkchen lautlos über die Heidebüsche, die Sandtrockenrasen und Kiefernwälder im Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (kurz FFH-Gebiet).

Wo liegt die Kyritz-Ruppiner Heide?
Zwischen Berlin und Hamburg nahe der Autobahn 24 und im Landkreis Ostprignitz-Ruppin (Kennzeichen OPR). Genauer gesagt: Ich fuhr rund 2 Stunden mit dem Auto vom Wanderparkplatz der Kyritz-Ruppiner Heide nach Lenzen und gut 30 Minuten bis Neuruppin. Nördlich geht die Wittstock-Ruppiner Heide in den Naturpark Stechlin-Ruppiner Land über. Im Süden folgt der Naturpark Westhavelland.
Siehst du den Wiedehopf im unteren Bild an der Stahlstange?
Der Wiedehopf dient als Symboltier auf den Wegweisern entlang der Wanderwege.

Wie nutzte man früher das einmalige Naturschutzgebiet?
Nach dem zweiten Weltkrieg besiedelte sowjetisches Militär die Region und nutzte die Freiflächen für Flieger-, Schieß- und Bodenübungen.
An einigen Stellen und am Straßenrand findet man heute noch Schilder mit der Aufschrift „Freie Heide“. Dies geht auf die Bürgerinitiative „Freie Heide“ zurück. Brandenburger Bürgerinnen und Bürger schlossen sich zusammen, um künftig den Truppenübungsplatz der Natur und für den Tourismus freizugeben.
Seit 2011 ist der Naturpark Kyritz-Ruppiner Heide in Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und die Heinz Sielmann-Stiftung betreut seit 2012 dieses schützenswerte Naturschutzgebiet.

Bilder am Aussichtsplateau des Sielmann Hügels zeigen Szenen von zerstörten Häusern. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich bemerkte, dass die Aufnahmen aus meiner Jugendzeit stammten.
Umso mehr gebührt großer Dank den Verantwortlichen, die dem Rückzug der Truppen und der friedlichen Nutzung des Naturparadieses zustimmten.
Es wird sicher noch lange dauern, bis die Reste der Munition sorgfältig beseitigt und entsorgt wurden. Doch jede Befreiung von Altlasten schafft Raum und Platz für seltene Tier- und Pflanzenarten.
Gemeinsam können wir anpacken, damit die Heidelerche, die Fledermaus oder der Wespenbussard ihre Nahrung und Nistplätze finden.
Die Heinz Sielmann Stiftung verfolgt mit Fachexperten Ziele zum Schutz und Fortbestand der Tierarten und Lebewesen, sowie den Erhalt von Althölzern zur Schaffung neuer Lebensräume und einer Senkung von Umweltbelastungen.

Wanderungen in Kyritz-Ruppiner Heide
Der südliche Teil der Kyritz-Ruppiner Heide ist auf den Wanderwegen begehbar.
Du findest drei Möglichkeiten eine Wanderung in die Heide zu starten: Eingang Pfalzheim, Eingang Rossow und Neuglienicke.
Der Ort Pfalzheim (Link zu Google Maps) ist knapp 300 Meter vom Wanderparkplatz entfernt. Vom Parkplatz führt der Wanderweg auf rund 1,4 km Länge zum Sielmann Hügel. Ideal ist der eher sandige Weg für Wanderer. Eine Alternative zum Fahrrad wäre ein E-Fatbike. Die Pedelecs mit breiten Reifen laden zu einer Radtour mit Spaßfaktor ein. Die E-Fatbikes kannst du in Pfalzheim mieten.

GPX-Daten der Wanderung vom Einstieg Pfalzheim – hol dir die Infos bei komoot.
Mein Tipp: Die Infotafeln auf dem Aussichtsplateau, sowie im Turm und am Rastplatz laden zu einer Zeitreise ein.
Schutzhütten bieten Unterstellmöglichkeiten bei Sonne und Regen.
Vom Aussichtsturm erreichst du nach rund 5,5 km den Ort Neuglienicke oder Rossow (ca. 6,7 km).
Die Wanderung durch die Heide ist ganzjährig ein Genuss, besonders natürlich im August und September zur Heideblüte.
Der Tourismusverband Prignitz e.V. und der Tourismusverband Ruppiner Seenland e.V. informieren zu Übernachtungs- und Ausflugsmöglichkeiten.
Neu erschienen ist im Jahr 2021 die Wanderbroschüre vom Tourismusverband Prignitz e.V. In dieser findest du die 3 km lange und zwei weitere Wanderungen durch die Kyritz-Ruppiner Heide.

